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Beitrag vom 29.03.2005
Haushaltsfilme im arsenal vom 1. bis zum 26. April 2005
AVIVA-Redaktion
Die alphabetische Filmreihe der Freunde der Deutschen Kinemathek erreicht im April das "H" wie "Haushaltsfilme". 13 Filme kommen in dessen Rahmen im kino arsenal am Potsdamer Platz zur Aufführung.
Im September letzten Jahres startete im kino arsenal die Filmreihe der Freunde der Deutschen Kinemathek, die sich Filmgenres in der Chronologie des Alphabets annimmt, mit "A" wie "Abenteuerfilme". Inzwischen ist es April und wir sind bei "H" wie "Haushaltsfilme" angelangt. Ein Programm mit 13 Filmen unterschiedlichster RegisseurInnen, unterschiedlichster Herkunft, unterschiedlichster Entstehungszeit und unterschiedlichster Herangehensweise an das Haushaltsthema wird vom 1. bis zum 26. April 2005 am Potsdamer Platz zu sehen sein.
Einige der Filme stellen wir hier kurz vor:
Fr 1.4., 19.30h
GOCHOO MALIGEE
Making Sun-Dried Red Peppers, Korea 1999, OmU 54 min
Der Film konzentriert sich auf eine Haushaltstätigkeit an einem ungewöhnlichen Ort: In der Sonne auf dem Dach eines Hauses. Das gemeinsame Auslegen roter Pfefferschoten ist ein Ritual, das als Familientreffen dient. Die treibende Kraft dahinter ist die Großmutter. Während der Arbeit und im Gewahrwerden der Kamera versöhnen sich die zerstrittenen Frauen.
Mo 4.4., 19.30h
CONTES ET COMPTES DE LA COUR
Geschichten und Geschäfte im Hof, Frankreich 1992, OmU 103 min
Lange bevor man den Begriff "Haushalt" als Bezeichnung für ritualisierte Tätigkeiten (i.d.R. einer Frau) oder aufgrund einer sozialen und familiären Funktion definierte, legte er die Koordinaten eines abgeschlossenen Ortes fest. In CONTES ET COMPTES DE LA COUR lebt Sahas Mutter zusammen mit drei anderen "Mit-Ehefrauen" hinter verschlossenen Türen in Niger. Mit Hilfe von Unterhändlern können die eingesperrten Frauen jedoch aus ihrem Haushalt heraus kleine Handelsunternehmen betreiben und so am sozialen Leben teilnehmen, von dem sie sonst ausgeschlossen sind.
So 3.4., 17.00h
JEANNE DIELMAN, 23, QUAI DU COMMERCE, 1080 BRUXELLES Belgien
Belgien 1975, OmU 200 min
Drei Tage im Leben von Jeanne Dielman, die mit ihrem Sohn in einer kleinen Wohnung lebt. Dort führt sie mit ritueller Strenge und kontrollierter Ordnung den Haushalt. Ihr Alltag, die Hausarbeit, der routinierte Umgang mit den Dingen zeigt einen Menschen im sicheren Netz seines persönlichen Arrangements, eine Welt der kleinen Handgriffe, die eine Existenz ausmachen. In den langen, teilweise in Echtzeit und überwiegend mit unbewegter Kamera aufgenommenen Einstellungen tritt eine existentielle Gleichförmigkeit zutage.
Mi 20.4., 19.30h
LA SOURIANTE MADAME BEUDET
Frankreich 1922
Am Flügel: Eunice Martins
Mit dem Ritual eines Spaziergangs, dem einzigen "Ausgang" einer provinzlerischen Hausfrau in Begleitung ihres ungehobelten Ehemannes, endet Germaine Dulacs LA SOURIANTE MADAME BEUDET. Ihrem inhaltslosen Alltag entflieht sie durch Ausflüge in eine imaginäre Traumwelt. Beim Staubwischen findet sie im Schreibtisch ihres Mannes eine Pistole...
NEGATIVE MAN
BRD 1985
Hinter der Entstehung von Cathy Joritz´ NEGATIVE MAN könnte eine Hausfrau stecken, deren einziges Fenster zur Welt ein Fernseher ist. Ein Sozialforscher hält in einer Sendung einen Vortrag und sie hat gerade ein Küchenmesser zu Hand...
JANIE´S JANIE
USA 1971
Aus Ritualen auszubrechen ist für viele kaum vorstellbar. In JANIE´S JANIE von Geri Ashur, einer Produktion des amerikanischen Newsreel-Kollektivs aus dem Jahre 1971 wird das Bügelbrett zum Rednerpult für eine alleinerziehende Mutter von fünf Kindern. Sie hat ihren Mann verlassen, den sie mit 15 Jahren geheiratet hat, um ihrem Elternhaus zu entfliehen. "Und dass ich es schaffen könnte...", erzählt sie, "zum Beispiel meine eigene Küche zu streichen!"
Mo 25.4., 19.30h
RITUAL IN TRANSFIGURED TIME
USA 1946
Rituale können zur Gefangenschaft werden, aber auch der Befreiung dienen. Maya Deren wickelt in RITUAL IN TRANSFIGURED TIME von ihren Händen Wolle ab, die Rita Christiani zum Wollknäuel wickelt. Anschließend bewegt sich Christiani aus einem ritualisierten Gesellschaftstanz hinaus in die Freiheit.
GRANDMA THREADING HER NEEDLE
GB 1900
Den Weg durchs Nadelöhr findet - etwas unroutiniert - auch eine Großmutter in GRANDMA THREADING HER NEEDLE.
SAUTE MA VIE
F 1968
Chantal Akerman zeigt in ihrem ersten Kurzfilm SAUTE MA VIE den Weg zurück: Eine Frau schenkt sich selbst einen Blumenstrauß. Zu Hause angekommen stellt sie mit Klebeband die Abgeschlossenheit der Küche sicher, übersteigert Rituale bis zu ihrer Absurdität (endloses Schuheputzen) und dreht schließlich den Gashahn auf.
HANDTINTING
1967
Durch den Rhythmus ihres Films HANDTINTING (1967) vermittelt Joyce Wieland ähnlich wie Maya Deren wieder ein befreiendes Gefühl des Rituellen. Sie zeigt Material aus einem Film über ein "Job-Training-Center" für Frauen, das sie handcoloriert und mit Nähnadeln bearbeitet hat.
WATER SARK
1966
Ein Jahr zuvor entstand WATER SARK: "Ich entschied mich, einen Film an meinem Küchentisch zu machen. Nichts kenne ich besser als diesen Tisch. Die große Kunst der Hausfrau. Du nimmst Prismen, Glas, Licht und dich selbst dazu." (Joyce Wieland)
MIKRO-KOSMOS
D 2002, ca. 70 min
Wie WATER SARK ist auch Meggie Schneiders MIKRO-KOSMOS eine filmische Skulptur, die einen eigenen Kosmos darstellt. Eine junge Mutter führt einen chaotischen WG-Haushalt mit Gästen, die kommen und gehen. Nicht ganz sicher, ob es sich vielleicht um die Spielzeugwelt ihres Sohnes handelt, sitzt sie am Ende des Films erschöpft und ratlos in ihrer Küche. "Susanne", sagt ihr fernsehsüchtiger Mitbewohner, "dies ist die beste aller möglichen Welten".
Mi 27.4., 19.30h
MATERNALE
Italien 1977/78, OmU 90 min
Auch Giovanna Gagliardo erzählt den immer gleichen Ablauf des Tages einer Familienmutter. Die Zeit wird skandiert durch die Mahlzeiten (Frühstück, Mittagessen, Tee, Abendessen). Die Familie kommt bei diesen Anlässen zusammen. Dazwischen liegen die "toten" Zeiten der Mutter.
AVIVA-Tipp: Eine ungewöhnliche Idee: "H" steht für "Haushaltsfilme" (und meint damit zwangsläufig auch Frauenfilme, da Frauen zumeist untrennbar mit dem Thema Haushalt verbunden sind), nicht das vielleicht nahe liegendere "Heimatfilme" oder "Haustierfilme".
1. - 26. April 2005
Haushaltsfilme
kino arsenal
Potsdamer Strasse 2, 10785 Berlin
Weitere Informationen unter 030-26955-143 oder
www.fdk-berlin.de